Tag10 – Unsere Party in Bordeaux

Tag10 – Unsere Party in Bordeaux

28. September 2018 Aus Von mamaladnamala

Gefahrene km: 360

Zeit hinterm Steuer: 9 1/2h

Getankter Sprit: Er säuft und säuft und säuft

Durchfahrene Länder: SP-FR

 

Heute ist unsere European5000 Party an der Reihe und das heißt theoretisch: Autobahn kloppen.

Es gilt wieder um 7:30 aufzustehen. Unsere Abbau-Routine ist inzwischen perfekt eingespielt. Der Fahrer geht Duschen und macht sich fertig, während der Copilot das Zeltinventar zusammen packt. Dann geht der Copilot duschen, während der Fahrer Schlafsäcke, Isomatten, Kühlbox und die Klamotten in den Wagen räumt, das Zelt zusammen faltet und die Kisten auf dem Dach verzurrt. Alles in allem dauert dieses Spiel etwa 30 Minuten. Team HB-Männchen klappt das Hochdach ein, fertig.

Heutige Ziele sind San Sebastian und die Grand Dune du Pilat. Der Fahrer wundert sich, da er die Gegend um San Sebastian und Biarritz kennt, dass nicht der bildschöne Bergpass über den Jaizkibel im Roadbook erwähnt wird und baut ihn, nach viel Schwärmerei den anderen Beteiligten gegenüber, in die heutige Etappe mit ein.

Zusammen mit Sandra, Micha und Nils checken wir zu 5. vom Zeltplatz aus. Der kleine Chef von gestern lässt sich an diesem Morgen scheinbar vertreten. Bei traumhaftem Wetter geht es die Berge hinunter in die Küstenstadt San Sebastian. Diese Region erinnert stark an die amerikanische Westküste und das Surfer-Mekka um San Francisco. Sowohl optisch als auch in der Persönlichkeit seiner Bewohner. Und so stehen wir etwas verloren auf einer großen Kreuzung in San Sebastian, suchen, der baskischen Sprache sei Dank, vergeblich nach dem richtigen Weg und stellen irgendwann fest: Hinter uns hat sich ein langer Stau gebildet, doch es kommt keiner auf die Idee zu hupen. Scheinbar völlig entspannt rollen hier die Leute am Montagmorgen zur Arbeit. Wie sollte es auch anders sein bei diesem phänomenalen Ausblick auf den Atlantik.

Als nächstes wird der Jaizkibel als kleine Bonus-Etappe ins Visier genommen. Dort schrauben sich normalerweise immer eine Horde Geier in der Thermik nach oben. Diesmal leider nicht, wir werden nur von zweien übersegelt. Wir genießen die Ruhe so weit oben und den Ausblick auf das Hafenbecken von Hondarribia und Hendaye direkt an der Spanisch-Französischen Grenze. Es geht wieder nach unten und jetzt endlich auf die Autobahn.

Wir halten uns aus schmerzhafter Erfahrung vergangener Urlaube penibelst an das Tempolimit in Frankreich. Nils und Sandra versuchen in einer Baustelle aufzuschließen und ergattern so 2 seltene Autobahn-Fotografien. Bis zur Düne neben Bordeaux gibt es nicht wirklich was zu schreiben. Die Autobahn ist flach, links und rechts nur Nadelwälder. Irgendwann sind wir da. Wir fahren auf den Parkplatz und sehen, wie sich Touristen auf dem Weg zurück zu ihren Autos kiloweise Sand aus ihren bunten Trekkingschuhen kippen. Wir sind schlau, schmieren uns mit Sonnencreme ein, setzen Hüte auf und laufen schlappenbesohlt und mit unserer Ersatzdroge Orangina in der Hand der größten Wanderdüne Europas entgegen.

Wir erklimmen den 110 Meter hohen Sandhaufen schnaufend und mit einigen Pausen bis zum Gipfel um oben festzustellen, dass wir den Selfiestick im Auto vergessen haben. Der Copilot verweigert unverständlicherweise die nachträgliche Beschaffung und so muss der lange Arm von Nils dafür her halten. Es wird eines der geilsten Polaroids in unserem Roadbook. Wir verschnaufen kurz und überlegen, ob wir einfach warten, bis die Düne von selbst bis nach Bordeaux gewandert ist, doch das Versprechen von kaltem Bier im Bullikühlschrank lässt uns die Düne schnell wieder verlassen.

Wir starten den Endspurt zu unserer Party in der Nähe von Bordeaux. Relativ schnell finden wir die Location, die diesmal bei Tageslicht erreicht wird und wirklich traumhaft aussieht. Wir befinden uns auf einem Chateau inmitten von Weinbergen das wunderschön hergerichtet wurde. Wir parken unsere Autos und überlegen, ob wir vielleicht doch noch etwas Strecke machen sollten.

Die letzten Tage waren wir meist immer deutlich unter dem Tagesdurchschnitt von den nötigen 420km auf der Bahn, um nach 12 Tagen die 5000er Marke zu knacken. Wir haben eine böse Vorahnung und wollen die morgige Strecke vor unserem Gang auf die Party planen.

Es wird heftig werden. Wir fahren die Strecke bis zum Ärmelkanal auf der Karte mit unserem Streckenmesser ab und lesen ungläubig die Zahl von 605 Kilometern.

Nach längerer, lebhafter Diskussion steht unsere Strategie fest: Wir fahren nicht weiter, bauen aber auch kein Zelt auf. Wir schlafen heute zu viert im Bulli und stehen um halb 5 auf. Spätestens um 5 wollen wir auf der Strecke sein. Sandra hört uns kurz zu und entscheidet, den nächsten Tag alleine zu fahren. Wir wissen inzwischen, dass wir pro 50km etwa eine Stunde brauchen. Der Autobahnjoker ist für uns keine Option, da er uns 10 Punkte in der Roadbook-Mission kosten würde, die wir bis dato perfekt erfüllt haben.
Das Schnapstrinken überlassen wir den anderen Teams. Wir gehen um 12 schlafen.