Tag7 – ‘Lude ruft Stinkebulli…’
gefahrene km: 542
Zeit hinterm Steuer: 12 1/2h
Sprit: 73l
Durchfahrene Länder: AND – SP
Nils vom Team HB-Männchen hat am Vorabend nach Ladenschluss in Andorra noch das Objekt seiner Begierde hinter den Schaufensterscheiben eines Elektronikmarktes entdeckt: Funkgeräte! Da wir bis dato aufgrund von fehlendem CB-Funk bei Team HB-Männchen alles per Telefon klären mussten, ist der Wunsch nach Trucker-Talk groß und so entscheiden wir uns etwas länger zu schlafen und auf die Ladenöffnung zu warten. Wir kommen aus dem Hotel und sehen zum ersten Mal, dass eine Stadt früh am Morgen mit Hochdruckreinigern geputzt wird. Überall wuselt es von Arbeitern die fleißig putzen, kehren und Waren für die Läden heranschaffen.
So warten wir zwischen blumenpflanzenden Arbeitern mit einem Kaffe und Croissant in den Händen auf die Öffnung des Ladens. Als wir endlich die Quetschen in den Händen halten ist es 10 Uhr. Wir zirkeln den 500er durch das Parkhaus, das in den 70ern wohl für kleine Fiats ausgelegt wurde, müssen beim Befahren der Rampe von Etage 2 auf Etage 1 mehrfach rangieren um nicht die zentral stehende Säule zu treffen und verlassen die Ausfahrt erwartungsgemäß schalldämpferschleifend.
Heute soll es in die Region um Barcelona gehen.
Vorher wollen wir noch in Andorra volltanken und stehen etwas sehr plötzlich vor der Grenze. Also wieder kurz wenden, den Autos günstiges Futter beschaffen und dann ab nach Spanien.
So durchfahren wir die Bergregion südlich von Andorra, die uns erneut sprachlos werden lässt. Wir könnten jetzt erklären, wie sich die Berge der Pyrenäen von denen der Alpen unterscheiden, aber wir raten euch: Schaut euch diese Gegend selbst an! Wir stehen auf dem Pass “Port de la Bonaigua” auf 2072m. Wir teilen uns die Straße mit einer Herde Kühe, auf den Wiesen stehen Pferde und nur knapp über uns kreuzt ein unfassbar großer Steinadler unseren Weg.
Ruhe.
Doch genug pausiert, der Weg ist noch lang und vielleicht schaffen wir es ja noch vor Sonnenuntergang ans Etappenziel. Es geht bergab und die Umgebung wird flach und Landwirtschaftlich geprägt. Es wird trocken, die Häuser sind Sandgelb und neben der Landwirtschaft scheint es hier nicht viel zu geben. Plötzlich befinden wir uns auf einer schnurgeraden Straße. Felder zur linken, Felder zur rechten. 30km ohne eine Kurve, ohne einen Hügel. Nach den letzten Tagen ein sehr seltsames Gefühl. Wir folgen einer Autostraße immer weiter Richtung Osten, dem Meer entgegen.
Kurz vor Barcelona erheben sich die Berge des Montserrat wie surreale Steinsäulen in den blauen Himmel. Auch dort geht es wieder wunderschöne Passstraßen nach oben und wie immer bleibt, dort angekommen, kaum mehr Zeit als für eine Hand voll Fotos.
Es wird dunkel. Wir wollen noch Einkaufen bevor die Läden schließen und stellen danach fest: Um Barcelona befinden sich kaum Zeltplätze. Nach kurzer Besprechung mit Nils und Micha die Entscheidung: Wir lassen die Stadt am Mittelmeer links liegen und machen uns weiter auf den Weg gen Süden. Wir wollen den erstbesten Zeltplatz anfahren und finden uns in einer Art spanischem Camping-Ghetto wieder, aus dem wir so schnell es geht verschwinden wollen. Entlang der Strandpromenade fühlen wir uns fast versucht die Fenster zu schließen und die Türen von innen zu verriegeln. Nach ein paar Kilometern ändert sich das Bild glücklicherweise wieder und wir entfliehen der Peripherie von Barcelona.
Inzwischen stockdunkel, fahren wir einen Zeltplatz an, der uns zugesagt hat, bis 12 in der Nach offen zu haben. Wir kommen spät an, werden aber herzlich und überaus freundlich empfangen. Der Campingplatz schaut sehr gut aus und wir bekommen zwei Stellplätze direkt am Strand. Wir sind begeistert und die Empfangsdame scherzt, dass zwischen dem Zeltplatz und dem Strand nur noch die Bahngleise liegen. Wir kaufen es ihr nicht ab… Oh, wie wir uns täuschen werden…
Wir schreiben das Jahr 1989. Ein damals recht neuer Audi100 gewinnt KM und Zeit auf der doch recht kurven-reicher Strasse raus aus Andorra und runter ins Tal. Ein damals 6 jaehriger Junge – nennen wir ihn mal Patrick – sitzt auf der Rueckbank und meldtet sich ganz ploetzlich: “Mir ist schlecht”. Der Fahrer des Audi100 schafft es gerade noch rechtzeitig, anzuhalten und den Jungen aus dem Wagen zu ziehen. Der Fahrbahn-Rand wird mit natuerlichen Magensaeften des Jungen geduengt. Alle Autos, die der Audi100 mit deutscher Raser-Manier ueberholt hat, fahren nun an diesem selben wieder vorbei. OK KM sind immer noch gewonnen – Zeit ist verloren.
Gute alte Zeit